Marketing Lead Pamela | 13.7.2021

Bunte Mischung

Die Arbeit im Büro wird facettenreicher

Nine to five, fünf Tage die Woche, im Großraumbüro oder in der Einzelzelle – so sah der Arbeitsalltag vieler Bürobeschäftigter bis zum März 2020 aus. Mit dem ersten Lockdown und nach Überwinden einiger technischer Hürden erlebte das Homeoffice einen nie dagewesenen Hype. Gekommen, um zu bleiben, schien die Devise. Doch mit andauernder Arbeit in den heimischen vier Wänden schlug die Euphorie bei vielen um. Die Sehnsucht nach persönlichem Austausch mit Kolleg:innen nahm zu. Zugenommen hat auch die Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt von gestern, heute und morgen. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Befragungen und Erkenntnisse, wie wir künftig arbeiten werden. Auffällig dabei: Eine Vielzahl der Studien versucht sich an eindeutigen Antworten: Homeoffice oder Büro, Großraum- oder Einzelbüro, mehr Büroflächen oder weniger. Doch so eindeutig ist die Realität kaum: Wie so oft wird sich wohl eine Mischung durchsetzen. Und welche genau, wird die Zukunft zeigen. Einiges deutet sich bereits an.

Comeback der Einzelbüros?

Heute hier, morgen da? Eher nicht, wenn es nach den Arbeitsplatzvorstellungen der Arbeitnehmer:innen geht. Zwar gab es auch schon vor der Pandemie Shared-Desk-Konzepte. Eine Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt jedoch, dass dieses Modell nur jeden sechsten Befragten abholt. Ein Großteil wünscht sich einen festen Arbeitsplatz – und zwar bevorzugt in einem Einzelbüro (38 Prozent der Befragten). Gruppenbüros mit zwei bis vier Kolleg:innen präferiert jeder Vierte. Wieder im Großraumbüro mit fünf oder mehr Kolleg:innen zu arbeiten kann sich kaum mehr jemand vorstellen (ein Prozent der Befragten). Ob das Einzelbüro wirklich sein Comeback feiern wird oder ob die Ergebnisse der Umfrage eine Momentaufnahme darstellen – die repräsentative Befragung fand von Januar bis Februar 2021 statt – wird sich zeigen.

Übrigens gaben 14 Prozent der Befragten an, überhaupt nicht mehr in den Büroalltag zurückkehren und entweder weiter im Homeoffice oder in Co-Working-Spaces arbeiten zu wollen.

Höhere oder nachlassende Produktivität?

Die Antwort auf die Frage des Arbeitsortes hängt auch davon ab, wie produktiv die Arbeit von einem bestimmten Ort aus empfunden wird. Dass die Produktivität in Zeiten von geschlossenen Kinderbetreuungsstätten und Schulen nicht immer das erhoffte oder erforderliche Maß erreichte, ist wenig überraschend. Doch auch unabhängig davon zeigen Untersuchungen wie die Befragung der Krankenkasse DAK, dass im Schnitt 59 Prozent der Angestellten sich selbst im Homeoffice produktiver einschätzen als im Büro.

Die Deutsche Bank kommt zu einem anderen Ergebnis. Demnach wirken sich unter anderem die erschwerte Kommunikation und häufigere IT-Probleme negativ auf die Produktivität der Mitarbeiter aus. Ein wesentlicher Faktor ist jedoch die individuelle Wohnsituation, wie eine Umfrage der TU Darmstadt zeigt. Je besser die Lage und Ausstattung der eigenen vier Wände, desto höher die Produktivität im Homeoffice. Zudem gaben die Teilnehmer an, dass besonders komplexe und vielseitige Aufgaben von zuhause mit größerem Erfolg erledigt werden können. Die Produktivität bei Wissensarbeit ist hingegen merklich geringer.

Die Zukunft ist hybrid

Auch wenn die unterschiedlichen Studien ambivalente Bilder zeichnen, so machen sie doch den Wandel der Arbeitskultur deutlich. Zwar wollen viele Menschen gerade jetzt wieder ins Büro, doch was geschieht, wenn die ersehnte Normalität mit all ihren Facetten zurückkehrt? Wenn es im Einzelbüro ebenso einsam ist, wie am heimischen Arbeitsplatz oder wenn weite Arbeitswege und langes Pendeln schon vor Arbeitsbeginn für Frust sorgen? Mit einem Entweder-Oder ist es nicht getan. Es braucht eine Mischung verschiedener Angebote. Anders ausgedrückt: Büros müssen zu attraktiven Orten umgestaltet werden, an denen man sich gerne aufhält – und das nicht nur, weil man so lange nicht da war. Es gilt, die Bedürfnisse der Nutzer:innen zu verstehen und bereits im Voraus Frustpotenzial zu reduzieren.

Nervige Parkplatzsuche am Office, obwohl Stellplätze in der Tiefgarage frei sind? Die Autobatterie aufladen, während man arbeitet? Oder schon am Vortag mit Kolleg:innen im Büro und am besten noch zum Lunch verabreden und direkt einen Platz beim beliebten, aber zur Mittagszeit immer vollen Italiener um die Ecke reservieren? Die Liste ließe sich fortsetzen, natürlich inklusive jener Aspekte, die den Arbeitstag produktiver machen, wie die Buchung von passenden Arbeitsplätzen und Meetingräumen.

Die Studien dieser Tage sind wichtig, um die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen zu verstehen. Nur so können Arbeitgeber:innen und Vermieter:innen die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Aber das Büro der Zukunft lässt sich nicht in Schwarz und Weiß zeichnen. Es wird sich vielmehr eine bunte Arbeitswelt entwickeln, in der Flexibilität eine entscheidende Rolle spielt. Daher wird sich irgendwann nicht mehr die Frage nach Einzelbüro oder offene Fläche, nach Homeoffice oder Zentrale stellen. Die Antwort wird dann ganz selbstverständlich sein: Beides!